Hannahs Briefroman
Ausschnitt:
„Wo hast du denn das Telefon schon wieder gelassen?“, rief er aus dem Flur. Hannah schmunzelte: „Schau in meinem Zimmer!“ Sie hörte ihren Vater im Zimmer herumkramen: „Also hier sehe ich immer noch nichts.
Hannah schlich in den Flur und holte ihr Handy aus ihrer Jackentasche und wählte die Nummer von zu Hause. Kurz darauf klingelte es gedämpft aus dem Kinderzimmer. Ihr Vater rief: „Gut, dass gerade jetzt jemand anruft, jetzt höre ich wenigstens wo das Klingeln herkommt.“ Hannah hörte ihn auf dem Schreibtisch wühlen. „Ah, hier ist es ja unter deinem Mathebuch. Ja, hallo?“, rief er in den Hörer.
„Hallo Papa, schön das du das Telefon gefunden hast!“, rief Hannah in ihr Handy und dann hörte sie ihren Vater laut lachen.
An einem Dienstag im April fing dann der Tanzkurs an. Hannah war ziemlich aufgeregt. Sie war froh, dass Meike mit in den Kurs gehen würde. So war sie wenigstens nicht allein. Denn allein zum ersten Mal zu dem Kurs gehen. Da kannte man ja keine Menschenseele und alle starrten einander an. Nein, dass war nichts für sie. So hatte sie wenigstens eine Person bei sich, die sie schon kannte und mit der sie reden konnte. Das sah wenigstens nicht ganz so blöd aus, wenn man zu zweit irgendwo rumsaß und keinen kannte.
Meike kam am Dienstag schon um 15 Uhr zu Hannah und die beiden besprachen, was sie anziehen sollten. Meike lag auf Hannahs Bett und spielte mit der Fernbedienung am Mp3-Player herum. Sie fand irgendwie nicht das richtige Lied, dass ihr gefiel und sie zappte herum. Hannah stand vor dem Kleiderschrank und zog ein T-Shirt nach dem anderen und eine Bluse nach der anderen heraus. Inzwischen waren sie sich wenigstens einig, dass Hannah eine schwarze Hose tragen sollte. So eine enge mit weiten Beinen, aber nicht zu weit. Die sah gut aus, fand Meike und da war Hannah doch sehr beruhigt. Leider wussten sie danach nicht so recht Bescheid. Nichts gefiel ihnen so richtig. Hannah wollte nicht zu auffällig aussehen, aber eben auch nicht wie ein Mauerblümchen. Schließlich entschieden sich beide Mädchen dann doch für eine rote Bluse mit weiten Ärmeln. Die war gerade modern. Außerdem fand Meike, dass die Farbe gut zu Hannah passte. Inzwischen war es auch schon 16 Uhr geworden und jetzt mussten die Beiden dann doch los. Hannah suchte ihre kleine schwarze Handtasche. Die lag unter dem Bett. Meike rannte noch mal auf die Toilette. Sie war so aufgeregt. Hannah suchte inzwischen ein Paar Schuhe für sich heraus. Es sollten welche mit glatter Sohle sein. Keine Gummisohle. Hannah sah in den Schuhschrank und fand ein schwarzes Paar Lederschuhe. Die hatten eine glatte Sohle und waren sogar sehr bequem und zu allem Glück passten sie auch noch zu dem restlichen Outfit. Aber sie waren etwas staubig. Zum Schuheputzen war es jetzt allerdings dann doch zu spät. Die Bahn fuhr in 10 Minuten. Hannah suchte ein Taschentusch und feuchtete es kurz an. Schnell einmal drübergewischt, dann sahen sie nicht mehr so schlimm aus. Nein, jetzt glänzten sie richtig. Hannah klopfte an die Badezimmertür und trieb Meike an sich zu beeilen. Dann schnappte sie sich noch eine Jeansjacke von der Garderobe und da kam auch schon Meike und beeilte sich in ihre Schuhe zu kommen....
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